JWD – Far in, far out

JWD – Far in, far out

 

Janz weit drinnen -
Janz weit draußen

Vorbereitung

Orte:
Ausstellungen:
1. Städtische Galerie, Bremen
2. Oktogonatelier Barkenhoffstiftung, Worpswede
3. Kunsthalle, Worpsweder Raum, Bremen
Performances:
1. Rad-Express
2. Bergstraße – Cafe Central, Worpswede
3. Fußballplatz, Worpswede
4. Rathausplatz, Bremen

Daten:
Ausstellungen:
24. Mai, Freitag
10 – 16 Uhr, Kunsthalle, “Rasenstück”, Performance
Die Installation bleibt bestehen bis zum 14. Juli

24. Mai, Freitag
19 Uhr, Städtische Galerie, Eröffnung der Ausstellung
“JWD – Janz weit drinnen
Janz weit draußen”

25. Mai, Samstag
Moorexpress Osterholz Scharmbeck – Worpswede, Performance “Rad-Express”

1. Juni, Samstag
“Künstlerwallfahrt”,
Bergstraße 1, Galerie im Alten Rathaus, entlang der Bergstraße, Beginn 16 Uhr

8. Juni, Samstag
“Worpswede Painting Point”, Fußballplatz Worpswede am Weyerberg
Fußplatzplatz, 17 Uhr bis 21 Uhr

15./16 Juni, Samstag/Sonntag
Offene Ateliers Barkenhoff, In den Pferdeweiden, Worpswede

22. Juni, Samstag
“Bremen Painting Point”, Rathausplatz, Bremen
12 Uhr bis 16 Uhr

30. Juni,
Ende der Ausstellung im Barkenhoff, Worpswede

14. Juli,
Ende der Ausstellung in Bremen, Städtische Galerie

Material (Performances):
1. ein Rasenstück, kleine Holzstaffeleien 12 x 9 x 3 cm, ein Holzpodest
2. Ein Fitnessrad, grüne Fitnesskleidung
3. ein blauer Arbeitskittel, eine Videocamera, Knieschoner, Ellbogenschoner, ein Stuhl, fluoreszierend grünes Gaffersklebeband,
eine große Apfelsaftschorle
4. eine große Holzstaffelei, fluoreszierend grünes Gaffersklebeband, ein DIN A2 Zeichenblock, Farbstifte, Filzstifte, Kohle, ein Stuhl, ein Sonnenschirm, ein Schild
5. eine große Holzstaffelei, fluoreszierend grünes Gaffersklebeband, ein DIN A2 Zeichenblock, Farbstifte, Filzstifte, Kohle, ein Stuhl, ein Sonnenschirm, ein Schild


Photograph:
Karin Desmarowitz


Als Stipendiatin der Barkenhoffstiftung Worpswede arbeite ich im zeitlich zuletzt angebauten Atelier Vogelers, in seinem Oktogonturm.
Die Idee der Künstlerkolonie zur Zeit ihrer Gründung war ein Hinausgehen der Künstler aus der Stadt hinaus aufs Land – ein Entdecken der Landschaft, der Natur als direkt erlebbares Genre, als Lebensraum für Künstler.
Um das überleben zu sichern, war die Aufrechterhaltung des Kontakts zur Stadt lebensnotwendig.
Der Lebensstandard sollte ebenfalls erhalten bleiben.
Eine Eisenbahnlinie garantierte den reibungslosen Verkehr zwischen Worpswede und Bremen, zwischen Künstler und Käufer, zwischen Schülern aus den Städten und Lehrern aus Worpswede, zwischen Touristen aus der Stadt und der ländlichen Idylle am Land.

Dieser Austausch wurden von den Worpsweder Künstlern damals initiiert (Werbung in Zeitungen, Bau der Ausstellungshalle, Schülerwerbung, Schülerkurse) oder aktiv unterstützt.

Mit diesem Verhältnis von Bremen und Worpswede seinerzeit im Hinterkopf, blicke ich auf das heutige Verhältnis der beiden Orte.

Meine Arbeit geht an Brennpunkte des Austausches zwischen der Stadt Bremen und dem ländlichen Ort Worpswede. Ich bringe einmal die Künstlerkolonie Worpswede nach Bremen (Städtische Galerie, Kunsthalle, Rathausplatz Bremen, Moorexpress) und arbeite ebenso als Stipendiatin der Barkenhoff Stiftung an Brennpunkten in Worpswede mit Performance, Aktion, Installation über den fühlbaren und sichtbaren Einfluß der Stadt in Worpswede heute (Moorexpress, Oktogonatellier Barkenhoff, Fußballplatz Worpswede, Galerie Altes Rathaus, Bergstraße).

Ich dokumentiere die Performances an den Außenschauplätzen und bringe die Dokumentation in Form von Video und Photos sowohl in die Städtische Galerie, Bremen als auch in das Oktogonatelier, Worpswede, Barkenhoff. Beide Orte sind durch die transferierte Raumzeichnung meiner Atelierdimensionen (Worpswede) in den Ausstellungsraum Bremen räumlich und gedanklich verbunden. Beiden gemeinsam ist vor allem auch ein auf dem Balkon aufgebautes Stück Moor. In Worpswede ist das Moorstück tatsächlich autark, da es im Freien natürlich beregnet wird. In der Städtischen Galerie muß das Moorstück künstlich bewässert und mit Licht versorgt werden.


Die Performances/Aktionen/Installationen im öffentlichen Raum:

Das Moorstück ist ein Antwort auf die Situation des Gartens Vogelers im Jugenstilzustand, der auch heute rekonstruiert so wieder zu sehen ist. Er brachte einen absolut künstlichen Garten aufs Land – eine Idee. Eine Anbindung an die ländliche Umgebung des Moors besteht nicht.
Ich bringe nun in einem nächsten Schritt ein Stück der ländliche Umgebung in den Barkenhoff, in einem ebenfalls aus dem Kontext gerissenem Zusammenhang: auf dem Balkon des Gebäudes.

Das Rasenstück ist eine Erinnerung an die Malschüler von damals, die in größeren Gruppen bis zu zehn Leuten zusammen das Motiv einer “einsame” Idylle gemalt haben.
Ich baue ein “Rasenstück” (Anspielung auf Dürer, aus meinem Geburtsort Nürnberg), das ich mit 8 Ministaffleleien mit Polaroidbildern umgebe. Die Polaroidbilder sind Aufnahmen eben dieses Rasenstücks von eben diesem Standpunkt her aufgenommen und anschließend bearbeitet. Die Installation wird im Worpsweder Raum der Kunsthalle Bremen vor einem Vogelerbild aufgebaut.

Der “Radexpress” ist eine absurde Situation im Moorexpress: er spielt auf den Tourismus aus der Stadt und dessen eigentümliches Verhältnis zur Natur an.
Eine Radfahrerin fährt in voller Fitnesstudioausrüstung in grüner Farbe auf einem Trimmrad im historischen Moorexpress in Fahrtrichtung. Zweimal wird die Strecke “befahren”: einmal morgens von Bremen nach Worpswede und einmal abends wieder zurück von Worpswede nach Bremen.

Die zentrale Straße von Worpswede, die Bergstraße, ist eine Verkehrsmeile an der sich Museen, historische Bauten, Galerien, Andenkenläden, die Touristinformation und viele Restaurants befinden. Unter anderem ist hier auch die Stammkneippe der Barkenhoffstipendiaten. Die Bergstraße führt auf den sagenumwobenen Weyerberg hinauf, der Worpswede unter den übrigen Orten der Umgebung “heraushebt”.
Ich werde zwischen all den umherwandelnden Touristen auf Knien und Ellbogen in einer Künstlerwallfahrt bis zu unserer Stammkneipe den Gehsteig zwischen all den Leuten hinaufkriechen. Die Tour filme ich mit der Videokamera aus meiner Perspektive. In der Kneipe erwartet mich ein grün fluoreszierend beklebter Stuhl an einem Tisch mit einer großen Apfelsaftschorle.

Mit einer mit grünem fluoreszierenden Gaffersklebeband beklebten Staffelei begebe ich mich während eines Großereignises in Worpswede zum Fußballplatz und wähle einen völlig lapidaren Blickpunkt für den Standort meiner Staffelei. Eine grüne Linie begrenzt den Außenraum rund um die Staffelei. Ein Dreibeinstuhl steht davor, ein Sonnenschirm sorgt für Schatten. Malutensilien stehen und liegen bereit. Ein Schild informiert, daß dieser Ort der Worpswede Painting Point ist (siehe Kodak Picture Point in USA= der beste Platz für Dein Bild, gekennzeichnet durch eine Markierung vor dem Motiv). Die Passanten können ihre Version dieses Blicks zeichnen oder malen.

Ich begeben mich mit der Staffelei auf den Bremer Rathausplatz, der zur Zeit durch Bauarbeiten einer Hauptattraktion beraubt ist. Die Hausfassade ist völlig von einer riesigen Reklamewand von Milka in lila bedeckt. Vor dieser Wand stelle ich die Staffelei auf und lasse Passanten auf den bereitgestellten Block malen: Bremen Painting Point.

Während die Arbeiten im öffentlichen Raum realisiert werden, verändern sich die Installationen in den Institutionen nach und nach durch die zurückkommenden Objekte und die dazukommenden Dokumentationsmaterialien.

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